Der Luxussektor Europas: Wirtschaftliche Stärke mit wachsendem Unterstützungsbedarf – Bericht der ECCIA

Ein aktueller Bericht über den High-End- und Luxussektor in Europa zeigt, dass dieser ein “wirtschaftliches Kraftpaket von 986 Milliarden Euro ist, das Arbeitsplätze, Tourismus und Handwerkskunst fördert”.
Die Studie wurde von der European Cultural and Creative Industries Alliance (ECCIA) erstellt, die EU-Länder sowie das Vereinigte Königreich umfasst. Sie verdeutlicht, dass der Luxussektor in Europa 5 % des Bruttoinlandsprodukts ausmacht und „weiterhin das Wirtschaftswachstum antreibt, kulturelles Erbe bewahrt und Exzellenz weit über den Kontinent hinaus fördert“.
Globale Führungsrolle und Herausforderungen
Die Untersuchung, durchgeführt von Bain & Company im Auftrag der ECCIA, betont, dass der Sektor mit einem globalen Marktanteil von 70 % eine Spitzenposition innehat – bei persönlichen Luxusgütern sogar 80 %. Dennoch sind die Zukunftsaussichten durch „äußere Herausforderungen wie Zölle und wachsende Unsicherheiten im Welthandel“ getrübt.
Dies ist besonders besorgniserregend, da der Sektor in ganz Europa bis zu 2 Millionen Menschen beschäftigt. Weitere Sorgen betreffen die Schwierigkeiten, junge, qualifizierte Handwerker zu gewinnen und langfristig zu binden.
Starke Marktperformance und Wachstumspotenzial
Claudia D’Arpizio von Bain & Company betont: „Europäische Luxusgüter dominieren weiterhin die globalen Märkte und zeigen in den letzten fünf Jahren eine stabile Entwicklung sowie ein solides Wachstumspotenzial auf den internationalen Luxusmärkten – dank der einzigartigen Widerstandskraft und Anpassungsfähigkeit des Sektors in aufstrebenden Märkten.“
Sie fügt hinzu, dass der Sektor 11,5 % der gesamten europäischen Exporte ausmacht, jedoch weit mehr als nur ein wirtschaftlicher Motor ist.
Luxus als Soft Power Europas
Die Marken spiegeln Europas Soft Power wider. Durch ihre Produkte und Erlebnisse verkörpern sie die kreative, innovative und handwerkliche Exzellenz Europas – die einzigartige “artisanale Intelligenz”. Der Luxussektor ist eine kreative Kraft, die bis zu 5 % ihres Umsatzes in Bildung und Ausbildung sowie bis zu 3 % in Nachhaltigkeit und Innovation investiert. Diese Beiträge fördern sozialen Wohlstand, kulturelle Bewahrung und wirtschaftliches Wachstum in Europas Kompetenzzentren.
Dringende Herausforderungen
Wie erwähnt, steht der Sektor vor erheblichen Herausforderungen, insbesondere durch zunehmende geopolitische Spannungen, steigende Zölle und protektionistische Handelsmaßnahmen – vor allem zwischen den USA und China, die 35 % bis 45 % der globalen Umsätze ausmachen.
Michael Ward, Geschäftsführer von Harrods und Präsident der ECCIA, warnt: „Es wäre verlockend zu glauben, der Sektor sei immun gegen wirtschaftliche Turbulenzen, doch wir nehmen erste Warnsignale wahr.“ Er betont, dass europäische Luxusmarken 2024 zwei Millionen Arbeitsplätze sicherten und seit 2019 160.000 neue Arbeitsplätze geschaffen haben – deutlich mehr als im übrigen EU-Arbeitsmarkt. Zölle könnten jedoch die globale Nachfrage stören, Kosten erhöhen und Unternehmen zwingen, Lieferketten zu überdenken, was Stabilität und Rentabilität beeinträchtigt.
Luxustourismus und politische Forderungen
Der Bericht hebt hervor, dass Luxus für 40 % der internationalen Reisenden ein Grund für einen Besuch Europas ist. Besonders kaufkräftige Touristen generieren bis zu 25 % des durch den Tourismus erzielten Umsatzes.
Ein Ziel des Berichts ist es, auf die dringende Notwendigkeit intelligenter politischer Unterstützung hinzuweisen, um einen kulturellen und wirtschaftlichen Schatz Europas zu bewahren.
- Gefordert werden unter anderem stärkere Rechte im Bereich des geistigen Eigentums und wirksamere Maßnahmen gegen Produktfälschungen.
- Außerdem soll das EU-Rechtsrahmenwerk ausgebaut werden, damit Marken ihre selektiven Vertriebsnetze besser gegen unautorisierte Händler schützen können – zur Wahrung des Markenimages und der Investitionen sowie zur Gewährleistung der Verbrauchersicherheit.
- Darüber hinaus verlangt die ECCIA mehr Unterstützung für Handwerkskunst und Qualifikationsentwicklung, befürwortet Freihandelsabkommen, vereinfachte EU-Visaverfahren und die Förderung von Mehrwertsteuerfreiheit für Nicht-EU-Touristen.
Über die ECCIA
Die 2010 gegründete ECCIA besteht aus sieben europäischen Organisationen der Kultur- und Kreativwirtschaft: Altagamma (Italien), Circulo Fortuny (Spanien), Comité Colbert (Frankreich), Gustaf III Kommitté (Schweden), Laurel (Portugal), Meisterkreis (Deutschland) und Walpole (Vereinigtes Königreich). Gemeinsam vertreten sie 750 Marken und kulturelle Institutionen.