Warum Siegelringe ein beeindruckendes Comeback feiern

Letzte Woche präsentierte die Herzogin von Sussex ein neues Schmuckstück in ihrer Kollektion – einen goldenen Siegelring an ihrem kleinen Finger, der mit dem gemeinsamen Monogramm von ihr und Harry graviert ist. Doch sie ist nicht die einzige prominente Persönlichkeit, die sich wieder für diesen klassischen Schmuckstil begeistert. Bereits im vergangenen Jahr wurde Zendaya mit einem Siegelring gesehen, der die Initialen ihres Verlobten Tom Holland trägt. Auch Taylor Swift, Jacob Elordi und Brad Pitt wurden in den letzten Monaten mit eigenen Siegelringen gesichtet, was den erneuten Trend dieses Schmuckstücks unterstreicht.
Die moderne Neuinterpretation eines Traditionsschmuckstücks
Es ist schon eine Weile her, dass Siegelringe nur von Herren in roten Hosen getragen wurden. Designer arbeiten seit Jahren daran, dieses traditionelle Schmuckstück zeitgemäß neu zu interpretieren. Die Gestaltungsmöglichkeiten sind dabei äußerst vielfältig und ermöglichen eine Kombination aus Kreativität und persönlicher Bedeutung – ein Aspekt, der heute besonders geschätzt wird.
„Viele Menschen fühlen sich von der reichen Geschichte der Siegelringe angezogen, möchten aber nicht, dass sie zu altmodisch oder konventionell wirken“, erklärt Cece Fein-Hughes, Gründerin von Cece Jewellery, einer Marke, die fantasievolle Siegelringe kreiert. „Der Trend geht hin zu spielerischen, modernen und einzigartig persönlichen Siegelringen – sei es durch lebendige Emaille, ungewöhnliche Motive oder geheime Gravuren.“
Von Schmuck-Layers hin zu klaren Statements
Der aktuelle Trend zeigt, dass geschichtete und gestapelte Schmuckstücke zunehmend von einfachen, markanten Stücken abgelöst werden, vor allem solchen, die sich individuell gestalten lassen. Ein Siegelring bietet hier unendlich viele Möglichkeiten, etwas Einzigartiges zu schaffen.
Die Schmuckdesignerin Noor Fares erklärt: „Siegelringe sind für mich Zeugen der Zeit. Früher fand ich sie oft in Antiquitätengeschäften und fragte mich, welche Geschichten sie von ihren früheren Besitzern erzählen könnten. Meine Designs erlauben es dem Träger, dem Ring eine eigene Bedeutung zu verleihen – sei es durch einen Geburtsstein oder eine persönliche Verbindung zum Design.“
Die lange Geschichte der Siegelringe
Designer erfinden das Rad hier nicht neu. Emmet Smith, ein Lehrling aus Hatton Garden in den 1980er Jahren, gründete 2002 die Werkstatt Rebus, die sich auf maßgeschneiderte, edle Siegelringe spezialisiert hat. Sein Wissen über die lange Geschichte der Siegelringe ist beeindruckend: „Historisch wurden Siegelringe als ‚Herrenschmuck‘ angesehen und symbolisierten Familienerbe. Doch ihre Ursprünge reichen weit zurück – es gibt ägyptische Siegelringe mit Hieroglyphen und antike griechische Exemplare mit Symbolen von Gottheiten und mythischen Kreaturen.“
Seit Jahrhunderten tragen Siegelringe meist das Familienwappen, das spiegelverkehrt eingraviert ist, damit es als Wachssiegel für Briefe dient. „Dieses Siegelverfahren galt als offiziell, authentisch und fälschungssicher. Oft wurde der Siegelring nach dem Tod des Trägers zerstört oder mit ins Grab gegeben“, erklärt Smith.
Keine Familienwappen? Kein Problem!
Doch bedeutet das Fehlen eines Familienwappens das Aus für den Siegelring? Ganz und gar nicht. Die zeitgenössische Schmuckdesignerin Daniella Draper erklärt: „Längst tragen nicht mehr nur Träger mit Familienwappen Siegelringe. Es gibt heute so viele verschiedene Stile, die sich wunderbar mit anderen Schmuckstücken kombinieren lassen. Sie sind für Männer und Frauen gleichermaßen geeignet und auf allen Fingern tragbar – und vor allem sind sie erschwinglicher geworden.“
Wer noch kein festes Motiv hat, kann im Rebus-Atelier zusammen mit den Designern ein ganz persönliches Kunstwerk schaffen. Dabei fließen Erinnerungen an besondere Daten, Orte, Haustiere oder sogar Liedtexte ein. „Ein Moodboard oder eine Sammlung von Bildern ist ein guter Startpunkt“, sagt Smith. „Wir nutzen zudem viktorianische Heraldik-Bücher sowie Inspirationen von Instagram und Pinterest.“
Kreativität ohne Grenzen
Die Fantasie kennt keine Grenzen, wie die ausgefallenen Designs von Smith zeigen: „Wir können fast alles erschaffen und gravieren. Die ungewöhnlichsten Aufträge reichten von einem Origami-Bären mit einem diamantbesetzten Ananas bis hin zu einem Skelett, das lässig an einem Nashorn lehnt, das Radieschen isst“, scherzt er.
Egal, ob man sich für ein extravagantes Motiv oder ein klassisches Wappen entscheidet – das Wichtigste ist, dass der Siegelring eine Bedeutung hat. „Ich denke, Siegelringe sind ein Stil, der die Zeiten überdauert, weil sie nicht nur Mode sind“, ergänzt Fares, „sondern eine Erweiterung der eigenen Persönlichkeit.“